Abnahme und Öffnung der Turmkugel
Abnahme und Öffnung der Turmkugel der St. Maria Magdalena-Kirche Buchbrunn am 27.04.2020
Die Sanierung der St. Magdalenen-Kirche im Herzen Buchbrunns hat nach dem Räumen des Kirchenschiffs mit dem Bau des Turmgerüstes nun auch äußerlich weithin sichtbar begonnen.
Mit dem Abnehmen der Kirchturmkugel in 42 Metern Höhe bot sich für Pfarrerin Doris Bromberger, Architekt Martin Zeltner, Bürgermeister Hermann Queck, Pfarrer i. R. Wilhelm Erhard und Mitglieder des Kirchenvorstands Gelegenheit Einblick in die Geschichte anno 1963 zu nehmen.
Damals hatte die letzte Kirchensanierung stattgefunden, wie der Inhalt der in der Kirchturmkugel gefundenen Kupferpatrone wissen ließ.
Darin fanden sich drei sehr gut erhaltene Tageszeitungen, leicht korodiertes Hartgeld mit den Werten ein, zwei, fünf, zehn und fünfzig Pfennig sowie ein Eine-Mark- und Zwei-Mark-Stück.
Als die Sanierung im Mai 1963 nach dem Sonntag Kantate begann, zählte Buchbrunn 703 Einwohner. Die Geschicke der Gemeinde leitete Bürgermeister Andreas Schlossnagel und sein siebenköpfiger Gemeinderat.
Wie die handschriftlich verfasste Beschreibung des Dorfes auswies, gab es noch 40 bäuerliche Betriebe, das Dorf befand sich jedoch im Umbruch, denn Mähdrescher und Zuckerrübenvollernter hielten Einzug. Gleichzeitig litt die Landwirtschaft durch einen gravierenden Arbeitskräftemangel. Der Weinbau hingegen diente fast nur dem Eigenverbrauch.
Die evangelischen Lehrer waren Oberlehrer Wilhelm Berger und Lehrerin Helga Gabriel sowie der katholische Pfarrer Franz Cersovski.
Zu dieser Zeit war Pfarrer Hans-Joachim Baumgardt ein Jahr im Amt. Das Dekanat Kitzingen leitete Dekan Kirchrat Fritz Bauer.
Wie aus der am Kirchweihtag verfassten Urkunde ersichtlich ist, führten die „Evangelischen“ Fron- und Spanndienste „freudig“ aus. Auch die Opferfreudigkeit beschrieb Pfarrer Baumgardt mit groß, denn bis dahin hatte jeder Buchbrunner etwa 37 D-Mark (19 Euro) gespendet.
Auf einem beiliegenden Bild hatte Obermeister Franz Kaidel mit seinen Mitarbeitern unterschrieben, sie hatten die Dacheindeckung über ein umlaufendes Ausleger- oder Traufgerüst vorgenommen.
Die Kosten für die Sanierung beliefen sich damals auf 160000 D-Mark (81000 Euro). Darin enthalten war die Innenrenovierung, ein neuer Dachstuhl, eine neue Sakristei, Kirchenfenster, Gestühl, Entfeuchtung, eine elektrische Heizung, elektrisches Geläut sowie die Außenrenovierung. Die Kosten für die derzeitige Sanierung belaufen sich auf etwa 610000 Euro.
Im Zuge der damaligen Renovierung wurde die abbruchreife Pfarrscheune beseitigt und die Außenanlagen neu gestaltet.
Bereits im Vorjahr hatte auch das Pfarrhaus für 76500 Euro (39000 Euro) eine Renovierung erfahren, Pfarrer Baumgardt weihte auch das Kriegerdenkmal ein.
Mit Männergesangverein, Turn- und Sportverein, Obstbauverein und Feuerwehr gab es Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Für die Kleinsten sorgte der evangelische Kindergarten. Auf der Höhe nach Kitzingen entstand die neue schule für evangelische und katholische Kinder.
Die Lebenshaltungskosten bezifferte Pfarrer Baumgardt mit 1,34 D-Mark (68 Cent) für ein Paket Zucker, 63 Pfennige (32 Cent) für einen Liter Milch, 3,80 D-Mark (1,95 Euro) für ein Stück Butter und 1,10 D-Mark (56 Cent) für ein Paket Mehl. Ein Brötchen kostete 20 Pfennige (11 Cent)
In den Tageszeitungen war gerade für die vorherrschende Corona-Krise nicht unwesentlich nachzulesen, dass die Bundesregierung die Einrichtung von 100 Sanitätslagern für den Notfall beschloss, um die Versorgung von bis zu 1,8 Millionen Verletzten für mindestens drei Wochen sicherzustellen. Dafür wurden 228 Millionen D-Mark (116 Millionen Euro) aufgewendet.In etwa sechs Wochen, wenn die Neueindeckung der Kirchturmspitze abgeschlossen ist, soll die Kugel mit neuem Inhalt wieder angebracht werden, darin enthalten sicher auch eine Abhandlung über die Corona-Krise. Der ursprünglich aus dem Jahr 1707 stammende Wetterhahn war bereits 1963 erneuert worden.